Wenn ich gehe, gehe ich – nicht, wenn ihr wollt.
“Danach zog Jesus in Galiläa umher; denn er wollte sich nicht in Judäa aufhalten, weil die Juden ihn zu töten suchten. Das Laubhüttenfest der Juden war nahe. Da sagten seine Brüder zu ihm: Geh von hier fort und zieh nach Judäa, damit auch deine Jünger die Taten sehen, die du vollbringst! Denn niemand wirkt im Verborgenen, wenn er öffentlich bekannt sein möchte. Wenn du dies tust, offenbare dich der Welt! Auch seine Brüder glaubten nämlich nicht an ihn. Jesus sagte zu ihnen: Meine Zeit ist noch nicht gekommen, für euch aber ist immer die rechte Zeit.” (Joh 7)
„Nein“, sagt Jesus zu seinen Brüdern. Sie möchten, dass er nach Jerusalem zieht. Zum Fest. Dort würde er schließlich viel mehr bewirken können. Mehr, als hier in der Provinz, wo ihn die Leute sowieso nicht richtig verstehen. „Nein“, sagt Jesus: „Denn meine Zeit ist noch nicht gekommen.“
Dieser Text hat mich im Sommer beschäftigt. Jesus sagt Nein – geht auf diesen Wunsch nicht ein. Denn er hat seinen eigenen Plan. Seine Zeit – die Gott ihm gesetzt hat – ist noch nicht da. Jetzt nicht, später. Wenn ich will, gehe ich – nicht, wenn ihr wollt.
Und das kenne ich aus eigenen Erfahrungen. Ein Gespräch, das plötzlich ganz intensiv wird. So dicht, dass ich nicht unterbrechen kann. Noch schnell einen Anruf, Toilette? Das geht jetzt nicht! JETZT ist es wichtig, da zu sein. Gott hat hier das Feld vorbereitet.
Aber das gibt es eben auch: Dass ich mich mühe – erfolglos. Irgendwie ist der Wurm drin. Es will nicht gelingen. Menschen kommen nicht. Die, die da sind, haben keine Lust. Es entsteht kein Spirit, es „funzt“ nicht.
Jesus hat seine Zeiten: Er zeigt sich; ist für uns da – und dann gibt es auch die anderen Momente, wo er sich verbirgt. Scheinbar nicht zu greifen, fern – er hört uns nicht. Warum bleibt unklar. Dann haben unsere Anstrengungen keinen Sinn. Ohne dass er die Tür öffnet, werden wir keinen Eingang finden.
Umso wichtiger ist es, da zu sein, wenn er handelt. Mitzumachen, wenn er vorbereitet. Dafür ist ein feines Gespür nötig; die Stimme des Geistes zu hören…
„Dafür bin ich in einen Erprobungsraum gewechselt.“, berichtete einer der Pioniere neulich. Um dem nachgehen zu können: Wenn sich Türen öffnen, wenn es Jesu Zeit ist. „Denn“, so erzählte er weiter, „das ging als Gemeindepfarrer oft nicht. Da musste ich organisieren, planen, Termine einhalten, Predigten liefern, Protokolle schreiben usw. Also, den Betrieb aufrechterhalten. Manch offene Tür, die sich im Alltag zeigte, schloss sich wieder.“ Er hatte einfach keine Zeit, dem feinen Säuseln des Geistes nachzugehen.
Ich denke, dass unsere missionarische Arbeit da beginnt: Mit dem Hören auf Gott, seine Rhythmen und dem Suchen nach den Türen, die er sachte anlehnt.
Genügend Zeit und Muße dafür wünscht
Thomas Schlegel