#4 Identifikation ermöglichen
„Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz.“ (Mat 6,21). Diese Jesus-Worte weisen uns darauf hin, wie wichtig es für das eigene Leben ist, zu wissen, an was oder an wen wir unser Herz hängen. In den Erprobungsräumen wollen wir deshalb ernstnehmen, womit sich Menschen identifizieren können und Orte gestalten, an denen Menschen „von Herzen“ dabei sein können (Haltungen 1–3). Das geschieht in zweifacher Weise:
Zum einen suchen die Erprobungsräume nach Lebensräumen, in denen Menschen sie selbst sein dürfen. Es sollen Räume für diejenigen eröffnet werden, die mit den traditionellen Formen von Kirche vielleicht wenig oder gar nichts anfangen können. Nur so können wir entdecken, wie Kirche auch jenseits von einer bestimmten Kulturform aussehen kann. Die Erprobungsräume sind dabei eine Ergänzung für klassische Kirchenformen. Sie ermöglichen für Kirchenferne Identifikationsmöglichkeiten und wollen neue Gestaltungsmöglichkeiten ausprobieren, ohne gleich die ganze Kirche abbilden zu müssen.
Zum anderen laden die Erprobungsräume dazu ein, sich klar zu machen, was Menschen erfüllt und was sie antreibt, sich persönlich zu engagieren. Noch bevor wir überlegen, „Was“ oder „Wie“ etwas erreicht werden kann, muss die Frage nach dem „Warum“ beantwortet sein. Beteiligung sollte nie aus Zwang oder schlechtem Gewissen erfolgen, sondern weil das Ziel der Arbeit die Person antreibt, mit Herz und Seele dabei zu sein. Dann kann man aus dem, was man tut, mehr Energie gewinnen als man einbringt. Und es begeistert andere, die ein ähnliches Ziel teilen. Erprobungsraum wird so zu einem Inspirationsraum, an dem andere teilhaben, der zu ihrem Raum wird – und den sie auf eine Weise mitgestalten können, dass sie darin selbst Kraft gewinnen.
Viele Ehren- und Hauptamtliche in den Erprobungsräumen tun das, was sie tun, weil sie von Herzen davon überzeugt sind und nicht, weil sie daraus eigene Vorteile ziehen. Sie sind bereit, dafür auch etwas einzusetzen. Im StadtTeilLeben Gotha z.B. sind Menschen bewusst in ein Plattenbaugebiet gezogen, um mit den Menschen dort ihr Leben zu teilen, auch wenn sie woanders vielleicht ein schöneres Wohnumfeld haben könnten.
Das ist auch im Blick auf alternative Finanzquellen wichtig. Erprobungsräume in Plattenbaugebieten z.B. werden oft von kommunalen Trägern gefördert, weil diese erkennen, wie sehr die Arbeit zur heilvollen Förderung der Lebensqualität der Menschen beiträgt. Dieses Ziel verbindet beide, auch wenn sie sonst vielleicht ganz unterschiedliche Sichtweisen haben.

#4 Identifikation ermöglichen
Identifikation kann in den Erprobungsräumen bedeuten:
- Orte entdecken und gestalten, die mich begeistern
- mit anderen meine Begeisterung teilen
- Erprobungsraum als Kraft- und Inspirationsquelle erfahren
- nach dem Warum fragen
- Regelmäßig über das eigene Warum und das Warum der Teammitglieder austauschen
- Netzwerke aufbauen zu Menschen, die sich für Ähnliches begeistern