#5 Glauben erkunden
Erprobungsräume begeben sich auf Entdeckungsreise: Sie wollen den Glauben im Alltag erkunden. Das bedeutet zweierlei:
1) Sie möchten den christlichen Glauben dort aufblitzen lassen, wo Menschen leben, arbeiten und ihre Freizeit verbringen: In den Bars, in der Nachbarschaft, in der Schule und auf dem Bahnhof.
2) Sie versuchen Glauben mit den Menschen zu entdecken, die in ihrer Biographie Glauben noch nie erfahren haben oder nie positiv erfahren konnten. Sie sprechen Menschen an, die die christliche Kultur und Sprache nicht kennen, sie suchen nach Formen von Spiritualität für religiös Unmusikalische, sie laden ein, sich Gott zuzuwenden und begleiten auf diesem Weg. Und sie machen sich selbst auf den Weg, Gott und Glauben neu zu entdecken.
Beide Dimensionen sind extrem herausfordernd. Glaube im Alltag hat in einer spezialisierten Welt mit ihren eigenen Sub-Kulturen oft keinen Platz und wirkt befremdlich. Mit Kirchenfernen „Gottesdienst“ zu feiern und Bibeltexte ins Gespräch zu bringen, ist eine Grenzüberschreitung in mehrfacher Hinsicht. Das eigene Sprechen, die Gestik, die „Liturgie“ – alles muss auf den Prüfstand. Messlatte ist hier die Lebenswelt der anderen.
Die Erprobungsräume sind ermutigt, fröhlich zu experimentieren, mutige Schritte zu wagen und sich vor allem vom Umfeld inspirieren zu lassen (Haltungen 1–4). Es gibt keine allgemeingültigen Wege, sondern überall muss individuell auf das Milieu, die eigene Persönlichkeit, die Geschichte sowie den Kontext geachtet werden.
In der Grundschule in Hettstedt gibt es einen neuen Andachtsraum. Den haben Schüler selbst gestaltet. Die Lehrerinnen und Lehrer werden ausgebildet, wie sie Andachten gestalten können. Jeden Freitag findet zum Wochenschluss ein kleiner Gottesdienst statt, den eine Klasse ausgestaltet. Wenn die Eltern ihre Kinder abholen, hat die Schulpfarrerin Zeit für Gespräche. Christen und Nicht-Christen feiern hier zusammen Gottesdienst und Glaube und Kirche verbindet sich mit ihrem Alltag.

#5 Glauben erkunden
GLAUBE ERKUNDEN kann in den Erprobungsräumen bedeuten:
- Sichtbar, aber nicht aufdringlich sein
- Von den Vorlieben und Gewohnheiten der Zielgruppe her denken
- Nicht (nur) die Christen zum Planen einbeziehen
- Sich auf neue Formen einlassen
- Sich gemeinsam auf den Weg machen, wie Glauben Ausdruck gewinnen kann
- Liturgische Formate mit der Zielgruppe entdecken und entwickeln