Am 30. August 2024 fand unser zweiter Studientag der Erprobungsräume der EKM in Erfurt statt – ein Tag voller tiefer Impulse, inspirierender Gespräche und gemeinsamer Visionen für die Zukunft der Kirche. Ein besonderer Abschuss des Tages war der poetische und zugleich nachdenklich stimmende Text von Bettina Schlauraff, der auf eindrucksvolle Weise die Essenz des Tages einfängt. Mit ihrer bildreichen Sprache und kraftvollen Assoziationen hat sie die vielen Impulse des Tages miteinander verwoben. Wir freuen uns, dass wir diesen Text hier mit euch teilen dürfen, um die Eindrücke dieses Tages noch einmal lebendig werden zu lassen.
„Kirche ist ein Kleid, das Du an hast…“
von Bettina Schlauraff
Am Anfang sind die
Sinne
Jesus duftet
der Duft bleibt
auch am Kreuz
Liebe trägt
ihn weiter
und Gebete werden später
zu Bausteinen von Kirche
Kirche hybrid
durch die doppelte Brille zu betrachten
hilft ehrlich hinsehen
und beidhändig aus
Unzufriedenheit
die eigene Pfadabhängigkeit zu verlassen
um dann
einen Kulturwandel
mit missionarischem Herzen
zu beginnen
Sodass Mini – Jesus beginnt
durch die Welt und
in unser Leben zu reisen
und uns Verunsicherung
vor die Füße zu legen und
Konflikte die reinigen
Dass wir nicht die
weiße Fahne hissen müssen
sondern ganze Stadtteile blühen lassen
und nach Menschen
suchen auf Straßen und Plätzen
die sich sogar
einladen lassen
obwohl es die Kirche macht
Jesus duftet
auch am Kreuz
Das Öl der Mitmenschlichkeit
heilt die ein oder andere Wunde noch heute
im Teilen und Nahesein
und wenn wir die sehen, die wir nie sahen.
Kirchen-Teil-Leben
das wie ein strategischer Wums
an der Sozialgestalt der
Kirche vorbei
einfach mitten im Kernvollzug
Projektsäue durch die
Dörfer treibt die
wirklich Vertrauen in
Menschen und Unerreichte setzt und
empowert für das eigene
Loslaufen in Formen
die noch nie waren
und wo man Gott plötzlich
auf frischer Tat ertappt
und Räume und Rollen
dürfen ihr Gehege verlassen
und sich neu begreifen
– die Stimmung wechselt in den Grünen Bereich.
Erprobungsräume als Interim
einer Kirche auf der
Suche nach
Gottförmigkeit
sucht
Veränder*innen
in der ganzen Breite
die bereit sind Gewohntes
loszulassen
ohne Angst vor
Heimatverlust
Face to Face
Menschenfreundlichkeit verbreitend
einfach sich treffen an Tischen
und Trommeln
ohne jemanden in die Kirche zu ziehen
und ohne Beteiligungsillusionen
und ohne Entscheidungsparcour
voll Frust
Am Anfang sind die Sinne.
Und reichlich
noch
da
vom
Öl
das Liebe trägt
Was hinderts dass
wir mit Gebeten zu Bausteinen werden?
Der diesjährige Studientag hat wieder gezeigt, dass die Kirche nicht nur ein Ort, sondern eine lebendige Bewegung ist, die von den Menschen getragen wird. Die Erfahrungen und Gespräche, die wir am Studientag geteilt haben, bestärken uns in unserem Weg, eine Kirche zu gestalten, die offen, einladend und voller Leben ist.
Wir laden Dich ein, diesen Weg mit uns weiterzugehen und Teil des Wandels zu sein.