Links überspringen

STADT­teil­MISSION

"senfkorn" in Gotha-West


Erprobungsraum seit:
2016

Ein Pfarrer in der Platte

Ein vom Kirchen­kreis Gotha ausge­sandter Pfarrer verzichtet auf seine bisherige Pfarr­stelle, zieht in eine kirchlich uner­reichte Plat­ten­bau­siedlung und wird Stadt­teil­mis­sionar. Nun bringen er und seine Frau den Menschen Gottes Liebe ins Quartier…

zur Webseite

Das Reich Gottes ist wie ein Senfkorn…
Dieses Gleichnis, das Jesus erzählt hat, begleitet die Arbeit von Pfarrer Michael Weinmann als Stadt­teil­mis­sionar des Ev. Kirchen­kreises in Gotha-West. Bei einem Einfüh­rungs­got­tes­dienst auf dem Coburger Platz in Gotha forderte er die Besucher ausdrücklich auf “… ihren Senf dazu zu geben”.

voll­stän­digen Bericht lesen

Ziel des Projektes

Ein Stadt­teil­mis­sionar in einem Stadt­quartier Gotha-West (sozialer Brenn­punkt, auch Menschen mit Migra­ti­ons­hin­ter­grund) „in einer Weise kirch­liche Präsenz etablieren und dabei Formen des Gottes­dienstes, der Verkün­digung und es Kontakts mit der Frohen Botschaft des Evan­ge­liums ausbilden, die unmit­tel­baren Bezug zum Lebens­kontext im Sozi­alraum haben“. Ziel ist die dauer­hafte kirch­liche Präsenz.

Ein fünf­ge­schos­siger Plat­tenbau am zentralen Platz im Plat­ten­bau­gebiet Gotha-West – neben Aldi-Park­platz und REWE-Kauf­halle. Im Erdge­schoss das Stadt­teilbüro des Kirchen­kreises Gotha. Ein Flur mit Bücher­re­galen. Ein Wohn­zimmer mit einfachen, aber freund­lichen Möbeln. Es dient für Gespräche, Gottes­dienste und als Ruheraum. Für Tee und Kaffee und kleinen Stär­kungen gibt es eine Küchen­nische. Weiter findet sich ein WC mit Dusche und ein Arbeits­zimmer. Die Möbel hat Stadt­teil­mis­sionar Pfarrer Michael Weinmann größ­ten­teils selbst einge­bracht. Sie passten nicht in die fast baugleiche Wohnung, nur zehn Minuten Weg von hier. Es ist über­haupt nicht leicht, aus einem geräu­migen Pfarrhaus in einen Plat­tenbau einzuziehen.

Dass er und seine Frau Chris­tiane, die als Lehrerin an einer Grund­schule unter­richtet, das einmal tun würden, hätten sich die beiden lange nicht träumen lassen. Doch in ihrer lang­jäh­rigen Gemeinde in Gotha-Sieb­leben ergaben sich nach und nach einige Verbin­dungen in diesen Stadtteil auf der anderen Seite von Gotha. Menschen, die in Sieb­leben in Kirchenasyl gewesen sind, wech­selten dorthin. Kinder wurden aufwändig zu den Kinder­stunden nach Sieb­leben geholt. Wäre es nicht auf Dauer besser, etwas vor Ort anzu­bieten? Kirch­liche Angebote sind hier bisher kaum vorhanden. Von 10.000 Einwohnern sind nur ca. 1.200 evangelisch.

Zur jähr­lichen Alli­anz­ge­bets­woche, so ist es hier Brauch, teilt man sich auf und geht betend durch die Stadt. So lernt man, sie mit den Augen Gottes anzu­sehen. Wein­manns wählten dafür 2011 bewusst Gotha-West. Sie merkten dabei: „Das Viertel liegt uns am Herzen“. Im Dezember 2014 bittet ein Ehepaar von außerhalb, sich anderswo an einer Gemein­de­pflanzung zu betei­ligen. Doch Wein­manns merken: Ihre Gedanken sind statt­dessen sofort in Gotha-West.

Schon vorher hatte man auch im Gemein­de­kir­chenrat der Stadt über eine dortige sozi­al­mis­sio­na­rische Stadt­teil­arbeit nach­ge­dacht. Im Januar 2015 nun stellt Super­in­tendent Frie­demann Witting die konkrete Vision einer Stadt­teil­mission Gotha-West im Kreis­kir­chenrat vor. Wegen Pfarr­stel­len­re­du­zie­rungen wäre bis 2020 eine ½ Stelle frei verfügbar. Die könnte der Kirchen­kreis dafür einbringen.

Genau am Tag vorher war man wieder betend durch die Stadt gegangen, wieder sind Wein­manns in Gotha-West unterwegs gewesen. Sie merken, sie sind innerlich bereit für diese Aufgabe. So tritt Pfarrer Weinmann im Januar 2016 seine neue Aufgabe als Stadt­teil­mis­sionar an.

Er erzählt, wie anders sich diese Arbeit anfühlt. Nicht das Pfarramt mit seinen gewohnten Abläufen und inner­ge­meind­lichen Bezie­hungen zählt hier, sondern die spontane Begegnung mit den Menschen auf der Straße. Viele mit auslän­di­schen Wurzeln sind darunter. Ein buntes Gemisch von Kulturen und Reli­gionen und Menschen ohne Glauben oder Religion.

Es gibt in der Stadt­teil­mission keine festen Sprech­zeiten. Wenn das Licht brennt oder eine Kerze im Fenster steht, weiß man, dass der Pfarrer da ist. Aber seine Tele­fon­nummer ist öffentlich. Michael Weinmann lebt einfach als Nachbar unter Nachbarn. Getreu eines Satzes von Bonhoeffer, den dieser über Jesus sagte: „Es kommt ein Mensch zum Menschen.“ An diesen Satz muss Pfarrer Weinmann oft denken.

So wird Leben geteilt. Und es gibt Raum für Spon­ta­neität – etwa für ein kurzerhand tele­fo­nisch orga­ni­siertes Picknick mit Ball­spiel mit Leuten aus dem Quartier. Manche finden auch den Weg zu ihrer Privat­wohnung, wenn sie Anliegen haben.

Zweimal im Monat findet ein Gottes­dienst im Wohn­zimmer der Stadt­teil­mission statt. Kleine Hocker komplet­tieren die zu wenigen Stühle. Mitt­wochs ist ein kleiner Gebets­kreis – vier, fünf Leute, Wein­manns mitge­zählt. Bibel­ge­spräch: Die Immi­granten sind aus verschie­denen Herkunfts­ländern und Kulturen, Rumänen, Serbier, Albaner, Roma, Paki­stanis und andere. Jeder liest den Text in seiner eigenen Sprache. Sie sind wiss­be­gierig. Bibel­lesen mit ihnen ist inter­essant und berei­chernd. Jesus im Boot, seine Stillung des Sturmes erinnert an die furchtbare Über­fahrt übers Mittelmeer, der Zorn der Jünger über das Jesus abwei­sende sama­ri­ta­nische Dorf an verletztes Ehrgefühl, Rache, den Krieg. Dämonen sind in manchen der Herkunfts­länder eine eher vertraute Realität. Manche der Teil­nehmer gehen mutige Schritte des Glaubens. Ein Höhe­punkt: „Befiel du deine Wege“, von Herzen gesungen in unver­kennbar afri­ka­ni­schem Sound.

Die Einhei­mi­schen zeigen sich oft nicht so offen. Man kommt in der Regel nicht einfach so. „Aber wenn Sie mal eine Aufgabe für mich haben, komme ich gern und helfe mit“.

Wie mühsam ist die hohe Fluk­tuation im Stadtteil! Kaum ist man mit Menschen vertraut, geht man gemeinsam ein Stück hoffungs­vollen Weges, zieht mancher von ihnen wieder weg. Bezie­hungs­arbeit. Dazu vier Stunden in Stadt­teil­schule, von 350 Schülern achtzehn im alters­über­grei­fenden RU. 40 % Migran­ten­kinder. Schul­so­zi­al­arbeit schafft Bezie­hungen auch mit nicht­christ­lichen Kindern.

Und was ist, wenn das Bezie­hungs­ge­flecht weiter wächst? Wenn die Offenheit noch größer wird als das Vermögen zu geben? Wein­manns träumen von Verbün­deten, die die Heraus­for­de­rungen mit auf ihre Schultern nehmen, von einer tragenden Gemein­schaft von Dienenden. „Wir brauchen ein Netz und nicht einen Punkt“.

Ob die Über­nahme der Räum­lich­keiten einer einstmals im Wohn­gebiet beliebten Gast­stätte eine Hilfe wäre? Mit anderen Partnern zusammen könnte man Kaffee ausschenken, für Gespräche bereit sein, mitein­ander spielen, kurz­fristig Wohnraum geben, eine Ableger der Klei­der­kammer aufmachen, Gottes­dienste öffent­licher feiern…

Pfarrer Weinmann ist sich sicher: Geld ist eigentlich nicht das Problem. Spenden kommen, oftmals unver­hofft. So finan­ziert jemand spontan den Großteil der Kosten eines Busses, damit Kinder aus dem Wohn­gebiet bei einem Musi­cal­projekt anderswo auf dem Land mitwirken können. Das ermutigt, Größeres zu erwarten als bisher realis­tisch scheint. Eben wie bei einem so unscheinbar kleinen Senfkorn, in dem Jesus schon größeres erblickt.

Kontakt

Travelers’ Map is loading…
If you see this after your page is loaded completely, leaf­letJS files are missing.

Stadt­teil­mission des Ev. Kirchen­kreises in Gotha-West

Pfarrer Michael Weinmann
August-Creutzburg-Str. 3
99867 Gotha

Tel.: 03621 7333373
Mail: weinmann[at]kirchengemeinde-gotha.de

zur Webseite