Kirche in der Zeit von COVID-19
Die ganze Welt steht Kopf und zugleich sehr still. Das Virus COVID-19 stellt uns vor große Herausforderungen, es bringt Leid und Schmerz mit sich, es zwingt uns Abstand zu wahren und isoliert zu leben. Wie gehen wir als Kirche mit dieser Krise um und was bedeutet es in dieser Zeit Kirche zu leben?
Kirchengemeinden, christliche Projekte und Organisationen waren betroffen, schockiert und waren gezwungen ihre Türen zu schließen. Doch schnell kam auch der Aufbruch und die Motivation, als Kirche weiterhin – und umso mehr – präsent zu sein.
Erprobungsräume erproben neue Formen von Kirche im säkularen Kontext. Diese Gemeindeideen ergänzen die Landeskirche mit besonderen Orten, Menschen oder Räumen. Erprobungsräume leben Kirche mit anderen. Sie lassen sich noch stärker auf ihr Umfeld ein, als es herkömmlichen Gemeinden manchmal möglich ist. Deswegen sehen sie oft ganz anders aus. Und bringen so ganz anderen Menschen die Botschaft von Gottes Liebe.
Kirche ist Gemeinschaft, die auf Jesus Christus ausgerichtet ist. In den Erprobungsräumen formiert sie sich neu. Wir glauben, dass auch digital Kirche entsteht und dort das Evangelium verkündigt werden kann.
Wir wollen Euch nun einige Ideen und Impulse mitgeben, die wir gesammelt und zugesendet bekommen haben, um Euch die Gestaltung des Gemeindealltags zu erleichtern und Euch zu kreativen Prozessen zu ermutigen.
Kirche erprobt sich in der Krise – Mach mit!
Nachbarschaftshilfe
In Bad Langensalza hilft eine Gruppe um Hanne Lasch Senioren und Risikogruppen, indem sie für sie einkauft, damit sie weniger der Gefahr des Virus ausgesetzt sind.
Seelsorge
U. Spengler (Referentin Sonderseelsorge) ermutigt, Segenskärtchen in Briefkästen mit Kontaktdaten zu werfen, um mit Gemeindegliedern mehr ins Gespräch zu kommen.
Jugendgruppe online
Die Jugendkirche Herzschlag lädt zu einer WhatsApp-Gruppe ein, in der z.B. geistliche Impulse geteilt werden. Auf jesushouse.de gibt es seit dem 18.03. täglich einen Livestream für Jugendliche – jeden Tag ein anderer Input.
Digitale Verkündigung
Die Online Kirche ermöglicht die Teilnahme an Andachten von überall, CheckPoint Jesus verkündigt beim Zähne Putzen, der Kirchenkreis Südharz postet täglich eine Andacht mit dem Theo-Studi Kevin Stilzebach.
Hinweise der EKM
Newsletter
Das muss kein bunter und aufwändig gestalteter Newsletter sein. Eine Mail, die rundgeschickt wird, darf sich auch Newsletter nennen. Einfach direkt, per Telefon oder bereits über E‑Mail fragen, wer informiert werden möchte. Die Adressen in einer Gruppe bündeln und regelmäßig mit Informationen versorgen: Was findet statt, was nicht, was gibt es Neues in der Gemeinde … und nicht zuletzt ein geistliches Angebot, ein schöner Text, ein Gebet, ein Lied. Das können auch Links sein.
Einkaufsdienste
Jüngere Leute können Einkaufs- oder andere Dienste für Ältere anbieten (z.B. www.ella-lastenrad.de/). Auch dies kann man über Telefon oder eben den Newsletter bekannt machen. Das könnte auch den Konfirmandenunterricht ersetzen, der gegebenenfalls ausfallen muss.
Online-Andachten/ Online-Segen/ Online-Impulse:
- Zum Thema “Gottesdienst in Corona-Krisen-Zeiten” hat der Gemeindedienst der EKM auf seiner Website einige Ideen zusammengestellt.
- Der Kirchenkreis Südharz bietet z.B täglich einen Segen oder einen Impuls auf seiner Facebookseite. Sonntags sogar eine Andacht. Erstellt von dem jungen Theologen Kevin Stilzebach.
- Die Ev. Allianz ruft täglich um 20 Uhr 20 zum Gebet auf.
Karfreitag und Ostern: Aufzeichnen und Streamen
Viele Gemeinden bereiten aufwändig ihre Gottesdienste im Hinblick auf Ostern vor. Das war mit dieser Krise keineswegs umsonst! Es gibt einige Möglichkeiten auch mit kleinen Mitteln Gottesdienstelemente aufzuzeichnen, Liedzettel u.Ä. auf der Webseite als PDF bereitzustellen und auf Social Media Termine und Links zum Gottesdienst anzukündigen.
Tipps aus der Nordkirche #digitalenordkirche
Stand: 19.03.2020 Quelle
Predigten und Gottesdienste auf YouTube
Die Nordkirche veröffentlicht auf ihrem YouTube-Kanal eine Playlist mit einer Reihe an Gottesdiensten und Andachten.
Andachten selbst streamen
Zudem gibt es die Möglichkeit, Andachten oder Gottesdienste selbst über die sozialen Netzwerke live zu streamen – eine Anleitung dazu gibt z.B. bei Karsten Kopjar (Social Media EKM, Online Kirche) oder hier. Ob Musik gespielt und Noten gezeigt werden dürfen, dazu gibt es einen Artikel mit Urheberrechtsfragen.
Pfarrer*innen und Pastoren online folgen
“theresaliebt” aus Berlin liest zur Zeit täglich aus der Bibel vor, man kann einfach mithören. Oder man selbst nimmt es in die Hand und liest seiner Gemeinde vor! Wie wäre es mit einer SprachMemo, die per Nachricht versendet wird oder über einen Messenger-Dienst?
Predigten können auch als Podcast gehört werden – das bietet zum Beispiel Jonas Goebel auf seiner Website und bei Streamingdiensten an; ebenso Gunnar Engel.
Podcasts gibt es generell zu vielen Glaubensthemen. Hier gibt es eine Übersicht.
Als Gemeinde(leitung) mit der Krise umzugehen ist schwer – Möglichkeiten und Ermutigung bietet die “Frische Theke”, ein Podcast von Fresh‑X Deutschland.
Trost zum Mitnehmen
Abreißzettel an Laternen – wer kennt es? Einfach auf die senkrechten Abreißzettel verschiedene Worte schreiben: Trost, Mut, Zuversicht etc. und dann im öffentlichen Raum aufhängen. Ein positiver Impuls bei sorgenvollen oder traurigen Gedanken. Auch gut: Einen Bibelvers mit Kreide auf die Straße schreiben.
Vorlage hier
Kinder spielen
Jumpers Erfurt schickt nach Genehmigung der Eltern per WhatsApp-Broadcast jeden Tag Rätsel und Spielmöglichkeiten heraus. Pixel Sozialwerk versendet Briefe an die Kinder im Stadtteil mit Bastelvorlagen. Auch schön: Einfach Rezepte zum gemeinsamen Kochen & Backen. Eine neue Anregungsseite von Jumpers, für alle die Zuhause nach etwas Neuem suchen.
Gebetsgemeinschaft
Lasst uns in dieser Zeit umso mehr füreinander und für die Entwicklung im Land und auf der Welt beten. Eine tägliche Gebetsgemeinschaft findet ihr hier unter dem Motto: Du bist nicht allein. Betet doch auch von verschiedenen Standorten, aber zur selben Zeit für das, was Euch auf dem Herzen liegt. Bringt es vor Gott.
Musik überwindet
In Italien singen und musizieren die Menschen gemeinsamen über ihre Balkone hinweg. Vielleicht können auch hier Gemeinden dazu aufrufen, aus ihren Fenstern und Gärten heraus gemeinsam zu spielen, zu Ostern z.B. “Christ ist erstanden”. Oder per Skype eine Konferenz aufzeichnen, wo gemeinsam gesungen wird und es dann auf Social Media teilen.
Update von der Church Convention
In Sachen “neue Gemeindeformen” hat eine Gruppe der Jugenddelegierten in der Synode der Evangelischen Kirche (EKD) sich von dem Hackathon der Bundesregierung inspirieren lassen und in Höchstgeschwindigkeit einen Hackathon unter dem Hashtag #glaubegemeinsam initiiert. Im Initiatorenteam sind auch cc-ler: Studierende, Engagierte im Fresh X‑Netzwerk und Klaus Douglass als Leiter des midi. Wir laden alle, die gerade in der freien Zeit vor Energie sprühen und ihrer Kreativität freien Lauf lassen wollen, sich hier einzubringen!#Heckathon (www.glaubengemeinsam.de)
Ein weiteres Angebot aus unserem Kreis, das nicht extra für dies Krise entwickelt worden ist, aber vielleicht gerade jetzt besondere Kraft entwickeln kann, sind die Tagzeitengebete von Sebastian Steinbach. Viele haben sie in schriftlicher Form. Jetzt gibt es sie auch im Audioformat. Mehr dazu hier. (#Tagzeitengebete)
Nachdem die conventiondays 2019 ausfallen mussten, hat Nico Limbach auf dem letzten Regioleitertreffen die Initiative ergriffen, die nächsten conventiondays im Herbst 2020 zu organisieren. In guter Hoffnung, dass im Herbst wieder Treffen in so großer Runde möglich sind, laden wir euch ein: Tragt euch das Wochenende vom 13.–15.11.2020 ein! #conventiondays
Und zuletzt ein fragender Zwischenruf: Bei aller kreativer Energie, die wir in unserem Netzwerk finden, gibt es auch einige unter uns, die schon nach den ersten zwei Wochen des Ausnahmezustands recht erschöpft sind – vom Alles-Neu-Erfinden, von den vielen Möglichkeiten, die sich bieten, bei gleichzeitigem persönlichem Ausnahmezustand zu Hause. Aus dieser Perspektive gibt es einen kleinen Zwischenruf von Sebastian Steinbach, Cornelius Küttner und Michl Krimmer. #Zwischenruf
Die Tagzeitengebet prägen viele unserer cc-Treffen und so mancher Kirchengemeinderat nutzt sie bei seinen Sitzungen. Jetzt gibt es sie auch im Audioformat (https://churchconvention.us5.list-manage.com/track/click?u=cc9db530a7ff760bb9c850a78&id=16f141dfde&e=f121f22f82) . Denn manchmal fehlt einfach selbst die Energie, die Texte zu lesen und zu meditieren. Da hilft es, wenn einen jemand auditiv “an die Hand nimmt” und durch das Gebet führt. Die Seite amen-atmen (https://churchconvention.us5.list-manage.com/track/click?u=cc9db530a7ff760bb9c850a78&id=fb1577aca4&e=f121f22f82) bietet aber noch mehr. Sie bietet den Besucherinnen und Besuchern die Möglichkeit, eine virtuelle Kerze anzuzünden. Für jede so angezündete Kerze wird im Kloster Hirsau eine “analoge” Kerze entzündet und für die genannten Anliegen gebetet. Wer sich an seinem Ort mit in die Initiative einklinken und mitbeten will, darf sich gerne bei Sebastian Steinbach (mailto:sebastian.steinbach[at]elkw.de?subject=amen%20atmen) melden.
conventiondays 2020
Haltet Euch den Termin schon einmal frei. Sobald eine Anmeldung möglich ist, hört ihr von uns! Erster Ansprechparter bei Ideen und Fragen ist Nico Limbach (nico.limbach[at]gmx.net).
Ein Zwischenruf
Wir von churchconvention staunen und freuen uns über das schier unerschöpfliche kreative Potenzial, das in den letzten Wochen sichtbar wurde. So viele Gemeinden und Kirchenbezirke haben sich aufgemacht, um innovativ (und meist digital) bei den Menschen zu sein, um sie in dieser besonderen, herausfordernden Zeit geistlich zu begleiten. Das ist wunderbar und stimmt zuversichtlich mit Blick auf all die Herausforderungen und die Veränderungen, vor denen Kirche mit Blick auf die Zukunft steht. Es ist wichtig, dass wir als Kirche sichtbar, hilfreich und wegweisend bleiben in der Corona-Krise.
Zugleich mehren sich innerhalb unseres Netzwerkes die Stimmen, die rufen „Halt an, wo läufst du hin?“. Dahinter steht die Beobachtung, dass beinahe jede und jeder von uns schon vor Corona leicht überhitzt seinem Tagesgeschäft und all den Zusatzprojekten und ‑ideen nachgejagt ist. Jetzt bleiben die Kirchen auf einmal zu, Besuche hören auf, Schule und Konfi fallen aus, Hochzeiten werden abgesagt, riesige Zeit-Freiräume entstehen – und fast alle von uns stürzen sich sofort weiter in die Arbeit, manche noch überhitzter als zuvor: wir rödeln, produzieren, streamen, chatten und posten, was das Zeug hält.
Dabei befinden wir uns in der größten Krise nach dem zweiten Weltkrieg. Wäre es nicht an der Zeit, jetzt bewusst innezuhalten und Gott zu fragen, wie das alles zu bewerten und zu verstehen ist? „Seid stille, und erkennt, dass ich Gott bin!“ (Psalm 46,11) Wäre es nicht an der Zeit, um Gott im Gebet zu suchen und unser Herz von ihm anrühren und mit Frieden und Weisheit füllen zu lassen? Was sollen wir wirklich tun und was sollen wir lassen? Wieviel von unserem Tun sind einfach nur alte „Arbeits-Reflexe“?
Und was ist mit unseren Familien? Auch die brauchen in dieser besonderen Zeit (deutlich) mehr Zuwendung und Kraft von uns. Wenn wir all die „Überstunden“ der letzten Jahre addieren, können (ja sollten wir vielleicht sogar) die kommenden Wochen ausführlich und ohne schlechtes Gewissen Zeit mit unseren Lieben verbringen. Geschenkte Zeit. Dazu braucht es jedoch eine bewusste Entscheidung unsererseits in Kopf und Herz!
Und schließlich noch ein letzter Gedanke: Vielleicht sind unsere Gemeinden ja fähiger als wir denken, sich eine Zeit lang selber geistlich zu versorgen. Vielleicht hilft ihnen diese Zeit, (weitere) Schritte zu gehen in Richtung Verantwortung für die eigene Gottesbeziehung. Zumindest sollten unsere Impulse und Hilfestellungen sicher (auch) in diese Richtung gehen.
So, wir geben zu: das war ganz schön viel. Ganz schön viel „vielleicht“ und „sollte“. Wir befehlen Euch all diese Gedanken an im Wissen darum, dass wir alle aus der Gnade leben 🙂 Und wir wollen auch nochmal klar sagen: Es geht uns keinesfalls darum, alles engagierte und kreative Arbeiten unter den Verdacht von Ungeistlichkeit zu stellen. Auf gar keinen Fall! Wozu wir ermutigen wollen, ist schlicht: Jede und jeder prüfe für sich und vor Gott (und gerne auch mit anderen), was für sie oder ihn „dran“ ist. Wir wollen ermutigen, in diesen Zeiten lieber etwas weniger „zu machen“ und dafür mehr „zu sein“ und „zu hören“.
Mehr unter www.churchconvention.de
Nähe über die Distanz hinweg
In den letzten Tagen erleben wir, wie „doppelt erprobt“ wird und das Erproben aktuell der Normalzustand ist: Sowohl aufbrechende Initiativen und Projekte müssen ihre Angebote neu formieren und an ihre Gemeindeglieder herantragen, aber auch Kirchenkreise und Gemeinden versuchen so umzubauen und umzustrukturieren, dass sie trotz der zu bewahrenden Distanz Nähe schaffen und für die Gemeinde erreichbar sind, sich zuwenden.
MACH MIT!
In den kommenden Tagen und Wochen wollen wir als Erprobungsräume der EKM nun verschiedenste Ideen, wie Kirche in Zeiten dieser Krise gestaltet (und entdeckt!) werden kann, zusammentragen, bündeln und teilen, um Gemeinden und Projekte zu unterstützen zu motivieren und zu ermutigen in einer sorgenvollen Zeit. Zudem werden aber auch Erprobungsräume und sich erprobende Gemeinden/Projekte unseren Kanal übernehmen, um über Instagram Stories/ Instagram TV vom derzeitigen Alltag, von Ideen, von Mut machenden Ideen, aber auch Herausforderungen und Fragen zu berichten. So ergibt sich die Chance, Menschen digital zu vernetzen, um gestärkt aus der Situation herauszugehen. Wir wollen als Christen und Christinnen Präsenz trotz sozialer Isolation zeigen und sind gerade jetzt für säkulare Kontexte ansprechbar, wenn wir online und auf anderen Wegen zu greifen und zu erleben sind.
Wir sind dankbar für Kooperationen mit Gemeinden und Projekten. Zudem freuen wir uns, wenn wir an Ihren und Euren Ideen teilhaben dürfen und sind neugierig, wie Sie und Ihr in dieser Zeit Kirche und Gemeinde baut bzw. gestaltet. Bitte melden Sie sich bei Therese Peter (therese.peter[at]ekmd.de) für weitere Hinweise und wenn Sie Interesse haben den Kanal „Erprobungsräume“ für einen Tag zu übernehmen, um von ihrem Dienst des Erprobens in dieser Krisenzeit zu berichten und andere zu motivieren.
Womit wir gerade die Erprobungsraum-Klammer füllen…